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Ausstellungen des Archivs

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Eine Chronologie der Ausstellungübernahmen

In seinen letzten Lebensjahren hat Bourdieu den auf Algerien bezogenen erhalten gebliebenen Teil dieses Archivs von rund 650 Negativen und 140 Abzügen Franz Schultheis bzw. der Fondation Pierre Bourdieu (2005 in Genf, Schweiz gegründet) und Christine Frisingheli von Camera Austria (Graz, Österreich) u. a. mit dem Ziel anvertraut, diese Fotografien im Rahmen von Ausstellungen und Publikationen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Zwischen 2003 und 2021 wurde Pierre Bourdieus fotografische Sammlung in insgesamt 34 Ausstellungen und Ausstellungsstationen weltweit gezeigt – darunter sowohl vollständige Präsentationen als auch thematische Auswahlen. Die Stationen fanden teils nacheinander, teils parallel statt und verdeutlichen das internationale Interesse an diesem Bildarchiv.

Im Januar 2003 wurde die erste große Ausstellung mit einer Auswahl von Fotografien aus Pierre Bourdieus Algerien-Archiv unter dem Titel Images d’Algérie: Une affinité élective im Institut du Monde Arabe in Paris eröffnet. Die Schau präsentierte eine Auswahl aus rund 2.000 Bildern, die Bourdieu zwischen 1958 und 1961 während seiner Feldforschung in Algerien aufgenommen hatte. Bourdieu selbst war noch in die Grundkonzeption dieser Ausstellungen eingebunden und gab in einem ausführlichen Interview Einblick in die Intentionen und Rahmenbedingungen seiner fotografischen Arbeit. Die Ausstellung in Paris wurde jedoch erst ein Jahr nach seinem Tod eröffnet – in memoriam.

Im selben Jahr folgte eine weitere Ausstellung unter dem Titel Pierre Bourdieu in Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung, die von November 2003 bis Februar 2004 bei Camera Austria im Kunsthaus Graz gezeigt wurde. Auch sie präsentierte Bourdieus fotografisches Werk im Kontext seiner soziologischen Analyse kolonialer Machtverhältnisse und gesellschaftlicher Umbrüche in Algerien.

Am 12. März 2005 wurde die Ausstellung Pierre Bourdieu en Algérie. Un photographe en circonstance im Centre de Photographie, Espace Culturel Grütli in Genf eröffnet. Ebenfalls im Jahr 2005 wurden Bourdieus Fotografien erstmals im Rahmen mehrerer Ausstellungen in Deutschland gezeigt: In München war Pierre Bourdieu in Algerien. Zeugnisse der Entwurzelung im Kulturzentrum Gasteig zu sehen, in Freiburg Pierre Bourdieu. Images d’Algérie im Centre Culturel Français. In Lüneburg wurde unter dem Titel Ökonomien des Elends. Pierre Bourdieu in Algerien erstmals eine thematisch fokussierte und kontextualisierte Ausstellung präsentiert – in Zusammenarbeit des Kunstraums der Universität Lüneburg mit Camera Austria (Christine Frisinghelli) und der Fondation Bourdieu (Franz Schultheis).

In den Folgejahren wurden Bourdieus Algerien-Fotografien weltweit in zahlreichen Ausstellungen gezeigt, was auf ihre zunehmende internationale Resonanz verweist. Stationen in Tokio, Seoul, London, im schwedischen Umeå und am Smith College in den USA belegen die globale Relevanz seines fotografischen Werks.

Zudem wurden die Fotografien in renommierten Kunst- und Kulturinstitutionen präsentiert, darunter in den Deichtorhallen Hamburg (Deutschland, 2006), im Haus der Kulturen der Welt in Berlin (Deutschland, 2019) sowie im Z33 in Hasselt (Belgien, 2021). Insgesamt war die Ausstellung bislang auf allen Kontinenten zu sehen – mit Ausnahme von Australien und der Antarktis.

Weitere Informationen und Materialien finden sie unter auf der Webseite von Camera Austria.

 

Eine detaillierte Chronologie der Ausstellungübernahmen finden Sie hier .

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Pierre Bourdieu im Centre Pompidou

Unter dem Titel Images d’Algérie. Une affinité élective war die Sammlung zuletzt von November 2024 bis März 2025 im Centre Pompidou in Paris zu sehen. Die Ausstellung verortete Bourdieus fotografisches Werk erneut im Spannungsfeld zwischen Kunst, soziologischem Datenmaterial, kolonialer Dokumentation und kollektivem Gedächtnis im Sinne von Maurice Halbwachs.

Im Zentrum der Ausstellung stand das unerwartete Aufeinandertreffen zweier bedeutender französischer Intellektueller des 20. Jahrhunderts: Pierre Bourdieu (1930–2002) und Paul Virilio (1932–2018). Beide begannen Ende der 1950er-Jahre unabhängig voneinander damit, für ihre jeweiligen Forschungszwecke fotografische Archive anzulegen. Während der Soziologe und Ethnologe Bourdieu die Fotografie als methodisches Werkzeug zur Analyse kolonialer Machtverhältnisse und sozialer Realität nutzte, diente sie dem Stadtplaner und Philosophen Virilio dazu, seine Epoche visuell zu entschlüsseln – gleichsam als Archäologe der Zukunft.

Die Präsentation ermöglichte einen einzigartigen Einblick in Bourdieus visuelles Schaffen und rückte eine weniger bekannte Facette seines Werkes ins Licht. Die Ausstellung wurde von Christine Frisinghelli, Franz Schultheis und Sophie Virilio konzipiert und in Zusammenarbeit mit Camera Austria, der Fondation Pierre Bourdieu und dem Verein Atelier Paul Virilio realisiert.

 

Mehr Informationen:

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Die Ausstellung als Forschungslabor

Im November 2025 ist die Ausstellung "Geschlecht -  Herrschaft - Visualität: Pierre Bourdieus soziologischer Blickin der Kunsthalle Bielefeld geplant, die vom erstmals stattfindenden „Bourdieu Lectures“ in Zusammenarbeit mit mit der Universität Bielefeld, der Zeppelin Universität (Friedrichshafen), der Pädagogischen Hochschule Freiburg und der Fondation Pierre Bourdieu organisiert und begleitet wird.

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